Kreuzweg

Ein bestimmendes Element des Feierhofes ist der Kreuzweg, der sich auf der rechten Längswand des Hofes hinzieht und zum Freialtar hinführt. Kreuzweg und Altar sind Werke des Bildhauers Otto Herbert Hajek. In mehreren, verschieden großen Gruppen sind die Stationen des Kreuzwegs zusammengefasst; in ihren Umrissen und mehr noch in der Gestalt des Kreuzes, das als beherrschendes Zeichen immer wieder hervortritt, ist der Weg und das Gehen bezeichnet.

Eine Bewegung liegt auch im Wortsinn von Kreuzweg. Im Gehen sollen die Leidensstationen des Herrn betrachtet werden. Hajek fasste zunächst die 14 Stationen in sechs verschieden große Gruppierungen zusammen und fügte in einem Abstand davon – jenseits des Altarraums – noch eine 15. Station, den Ostermorgen, hinzu. Mit ·einer sehr differenzierten Gestaltung dieser 7 Gruppierungen, in denen sich ein Wechsel von ausgespannt und geballt, gedrängt und umrissstark, nieder und hoch vollzieht, rhythmisiert er die Wand als Fläche und bringt sie in Bewegung. Die einzelnen Formen sind einander zugeordnet, es geschieht in ihnen ein Ablauf, der in der 5. Gruppe seine höchste Erhebung und eine vollräumliche Ausbildung findet. Hier hat der Weg seinen Höhepunkt. Er endet in der letzten, sehr statischen Gruppe. Der kraftvollen Bewegung von rechts nach links, die im Durchschreiten des Platzes mitvollzogen wird, antwortet eine zweite, rein plastische, die von einer reliefhaften Bindung an die Wand bis zur freiplastischen Ablösung von ihr reicht. In dem Wegcharakter der Plastiken hat das Kreuz die tragende Rolle. Alles Gehen, aber auch alles Verweilen, wird von ihm bestimmt und ausgesagt. In verschiedenen Gestaltformen, geschlossen oder gespalten, flächig oder körperlich, parallel oder senkrecht zur Wand vollzieht es den Ablauf und das Stehen, den Weg und die Station. Neben dem Kreuz hat die Dornenkrone eine gestalterische und zeichenhafte Bedeutung. Ihre Verwendung im geistigen Zentrum des Platzes, am Altar, gibt ihr eine Erhöhung zum Symbol. Sie kommt wieder am Anfang des Kreuzweges und in seinem Höhepunkt.

Zunächst scheint es, als würden diese beiden Zeichen, Kreuz und Krone, von einem reich modellierten Grund getragen und begleitet. Aus diesem Grund lösen sich aber beim betrachtenden Gehen, Bedenken und Beten aus Elementen von Flächen und Formakzenten .einzelne Gebilde heraus, ohne sich zu verselbständigen. Sie bleiben verhalten, sind gehalten und eingebunden in den Grund. Sie tauchen gleichsam für einen bewegten Augenblick auf. Diese Gebilde sind nicht Gestalten im Sinne von darstellenden Figuren, sie sind vielmehr selbst wieder Zeichen, die zu den tragenden Zeichen von Kreuz und Krone hinzutreten. Sie verdichten sich gelegentlich zu klar lesbaren Figurationen, um dann wieder nur in Andeutungen zu deuten. Die Nachbarschaft dieser lesbaren Zeichen zu inhaltsfreien, rein raumbildenden oder akzentsetzenden Gebilden verhindert ihre rein gegenständliche Isolation. Der Gegenstand des Kreuzweges ist das Kreuz in seinem Gehen.

Die Stationen im Detail